Streit um Kanti Wattwil neu entfacht

28. April 2014
St. Galler Tagblatt

Streit um Kanti Wattwil neu entfacht

Kaspar Enz

WATTWIL/UZNACH. Auch der Neubau der Kantonsschule Wattwil soll im Toggenburg bleiben. So steht es in einem vorbereiteten Beschluss des St. Galler Regierungsrats, wie die Ostschweiz am Sonntag gestern berichtete. Doch nicht alle Regierungsmitglieder scheinen hinter dem Entscheid zu stehen. Laut einer Mail bringt Regierungsrat Benedikt Würth Vorbehalte gegen den Standort Wattwil vor. Er beruft sich auf eine Studie der Firma «Wüest & Partner» im Auftrag der Regierung. Diese hält Uznach für einen besseren Standort als Wattwil. Wenn Uznach nicht ebenso genau geprüft würde wie Wattwil, begehe die Regierung einen Fehler, mahnt Würth.

Wattwil gute Lösung

Dass sich Benedikt Würth jetzt melde, erstaunt Kilian Looser, den Gemeindepräsidenten von Nesslau. «Er war in diesem Zusammenhang bisher nicht in Erscheinung getreten. Zudem ist davon auszugehen, dass das Bildungs- und Baudepartement die Abklärungen für einen fundierten Entscheid getroffen hat und das Geschäft entsprechend vorbereitet wurde», sagt Looser. Wattwil biete gute Voraussetzungen für den Neubau. «Nicht nur die Kanti, auch das Berufs- und Weiterbildungszentrum muss bald saniert werden.» So würden sich Synergien ergeben. «Die Mensa und die Aula der beiden Schulen könnte man so verbinden.» Ausserdem gebe es bereits Kaufinteressenten für das bestehende Kanti-Gebäude.

Ebenso erstaunt ihn ein anderer Vorschlag von Benedikt Würth: Der Kanton St. Gallen solle mit Schwyz verhandeln. 200 bis 250 Schüler aus der Region Rapperswil könnten in Pfäffikon die Kantonsschule besuchen. Das wäre der Anfang vom Ende der Kanti Wattwil, befürchtet Looser. «Mit nur noch 500 Schülern könnten manche Fächer nicht mehr angeboten werden.»

Ohrfeige ans Linthgebiet

Eine Standortanalyse hatte die IG «Pro Bildungsstandort Linthgebiet» schon seit längerem gefordert. «Wir erwarten von der Regierung, dass sie ihrer eigenen Studie folgt», sagt CVP-Kantonsrätin Yvonne Suter, Präsidentin der IG. Die Bevölkerung erwarte einen sachlichen Entscheid. In einem Mail an die Mitglieder der IG bezeichnet sie es als «Ohrfeige an das Linthgebiet», dass die Regierung an Wattwil festhalte – auch wenn die Studie Uznach als besten Standort ausweise. Das sei Regionalpolitik auf dem Buckel der Jugendlichen aus dem Linthgebiet, die über zwei Drittel der Schüler an der Kanti Wattwil ausmachen. Der Bericht in der Ostschweiz am Sonntag gebe ihr aber etwas Hoffnung, sagt Suter. Es sei jetzt klar, dass es in der Regierung auch kritische Stimmen gebe.